Prof Dr. Thomas Koch

Wir haben sehr gute Erfahrungen mit HVO-Kraftstoffen gemacht und können diese sehr empfehlen. Synthetische HVO Kraftstoffe sind als Blend und als Reinkraftstoff (HVO100) bestens für PKW und LKW mit Dieselmotor geeignet. Viele Autofahrer, die HVO-Kraftstoffe tanken, schätzen neben der Nachhaltigkeit auch die weiter verbesserte Laufruhe des Motors. Ein mit HVO100 betanktes Fahrzeug ist in seiner Nachhaltigkeit konkurrenzlos. In unter 2 Minuten kann man 90% klimaneutrale Energie tanken, die eine Reichweite von ca. 1200km in normalen Diesel PKW ermöglicht. Das entspricht einer Übertragungsleistung von 18 MegaWatt an der Tankstelle. Wo gibt es das sonst?

Prof Dr. Ing. Thomas Koch
KIT Karlsruhe, Antriebsforschung

Synthetische Kraftstoffe können aus den unterschiedlichsten Rest- und Abfallstoffen mit einem insgesamt riesigen Potenzial hergestellt werden. Dazu gehören z. B. Altfette, Rückstände aus der Zellulose-Herstellung, Holzreste und Alt-Plastik. Solche alternativen klimaneutralen Kraftstoffe führen weder zu Landverbrauch, noch beinhalten sie irgendwelche Tank-Teller- oder Palmöl-Konflikte. Im Falle von altfettbasierten synthetischen Kraftstoffen spricht man auch von HVO (hydrotreated vegetable oils). Der benötigte Wasserstoff wird aus erneuerbarem Strom hergestellt, so dass es sich um abfallbasierte E-Fuels (Elektro-Fuels) handelt. Die Energie-Effizienz dieser E-Fuels ist extrem hoch. Den bisher geringsten Strombedarf für die Produktion eines abfallbasierten E-Fuels haben wir mit dem an unserer Hochschule mit dem Startup Nexxoil (https://nexxoil.com/) entwickelten READi-Verfahren erreicht. Umgerechnet auf die Fahrstrecke eines damit betankten Fahrzeugs liegt der Strombedarf bei nur 5 KWh/100 km. Das ist konkurrenzlos, auch im Vergleich zu elektrischen Antrieben. Aufgrund des Müllüberschusses sind erhebliche Mengen realisierbar, da es weltweit einen Müllüberschuss gibt und ein großer Teil der Abfälle noch nicht sinnvoll verwertet wird. Es ist lediglich eine Frage der Politik, die richtigen Signale zu setzen. Unser Startup Nexxoil soll auch bisher ungenutzte Abfall-Potentiale nutzen. Mit unserer Technologie lassen sich neben Diesel- auch Ottokraftstoffe und Kerosin herstellen.

Prof Dr.-Ing. Thomas Willner
HAW Hamburg, Spezialist aus der Kraftstoff-Forschung

Ich bringe es nochmals auf den Punkt, so wie in der eFuel-Veranstaltung 2021. Wir brauchen für die klimaneutrale Mobilität von morgen auch flüssige Kraftstoffe. Eine 100%ige alleinige Elektromobilität ist technisch überhaupt nicht machbar! Wir können weder den notwendigen Strom erzeugen, geschweige denn verteilen. Genau aus diesem Grund benötigen wir auch flüssige Kraftstoffe, mit hoher Energiedichte, die man leicht transportieren und lagern kann. Diese können aus sonnen- und windreichen Ländern importiert werden. eFuels sind grüner Wasserstoff, der transport- und lagerfähig gemacht wurde. Deutschland kann seinen Bedarf an grüner Energie nicht selbst decken. Wir müssen deshalb aus Kosten- und Nachhaltigkeitsgründen zwangsläufig bestehende Distributionsnetze mit diesen Kraftstoffen nutzen. Das spart Zeit, Kosten und CO2-Footprints.

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Oliver Riedel
Vorstandsvorsitzender des VDI Württembergischer Ingenieurverein e.V. 
(Verband der Deutschen Ingenieure)

Energie und Mobilität sind die Grundvoraussetzungen für Wohlstand und Umweltschutz. Ohne Energie kann weder biologisches Leben, noch Wirtschaft, Konsum oder die sozialen Bedürfnisse der Gesellschaft ermöglicht werden. Dies beschreibt auch der Erste Hauptsatz der Thermodynamik, besser bekannt als Feststellung: Es gibt kein perpetuum Mobile. Energie und Mobilität sind ein „Hebel“ um aus menschlicher Energieabgabe (von etwa 1KWh/Tag( eine höhere Nutzenergie, zB. in einem LKW, mit guter Bezahlung zu leisten.

Zur Effizienz – also Wirtschaftlichkeit – der Energienutzung ist die Forderung der Klimafreundlichkeit hinzugekommen. Die entsprechende Zielsetzung lautet „Klima-Wirtschaftlichkeit“. Insofern benötigen wir beispielsweise für unsere Mobilität klima-wirtschaftliche Antriebsenergie. Dies kann grüner Strom oder grüner Efuels sein, welche die fossilen Energieträger schnellstmöglich ablösen müssen.

Klimafreundlichkeit definiert sich dadurch, dass die CO2-Fussabdrücke aller klimarelevanten Gase bei Herstellung, Infrastruktur, Betrieb und Recycling bilanziert werden. Greenhouse Gases oder ersatzweise CO2eq-Emissionen müssen von der Wiege bis zur Wiege (Cradle to Cradle, CtC) berücksichtigt werden. Noch übersieht die Politik, dass wir zur Erhaltung der Pariser Klimavereinbarung (von maximal 1,5 bis 2 Grad Temperaturerhöhung bis 2050 ) nur noch ein begrenztes CO2 Restbudget zur Verfügung haben. Dieses darf nicht zu sehr belastet werden.

Das Ergebnis einer konsequenten Klima-Wirtschaftlichkeit bemisst sich daher z.B. für den PKW in CO2-Emissionen pro km und Gesamtfahrkosten pro km. Verbrennungskraftmaschinen mit Efuels genügen diesen Anforderungen. Auch da wesentliche Investitionen in die Infrastruktur bereits umgesetzt wurden. Die Kosten für Efuels pro Liter (ca. 10KWh/l) wurden bereits im Jahre 2010 mit 70€ct/Liter (CCU, Energiekosten 2€ct/KWh) dargestellt.

Es ist demnach nachgewiesen, dass Efuels den Anforderungen eine „Klima-Wirtschaftlichkeit genügen. Solche Nachweise stehen aber noch nicht für alle Antriebssysteme und Energieformen zur Verfügung.

Dipl.-Ing. Wolfgang Maus
Manager und Inhaber von über 700 Patenten, regelmässiger Gast auf den internationalen Antriebssymposien
Autor des bekanntesten Wissenschaftlichen Nachschlagewerkes zu synthetischen Kraftstoffen („Zukünftige Kraftstoffe“ , Springer Verlag).